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Passion

Gottesdienste, Predigten, Meditationen, Liturgische Bausteine - Mit CD-ROM, Gottesdienstpraxis Serie B

Erschienen am 19.01.2009
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783579031811
Sprache: Deutsch
Umfang: 152 S.
Format (T/L/B): 1.2 x 21.6 x 13.7 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Diese Vorschläge für Gottesdienste in der Passionszeit geben verschiedene Zugänge zur Passion und zum Kreuz Jesu

Der Tod berühmter Persönlichkeiten bewegt. Vom Tod des Sokrates durch den Giftbecher wissen heute noch viele, ebenso vom Tod Cäsars durch Verschwörerhand. Aber kein Tod der Menschheitsgeschichte bewegt auch nur annähernd wie der Tod Jesu. Der gewaltsame Tod eines Menschen löst in der Regel schmerzhafte Prozesse aus. Das war bei Jesu Tod nicht anders. Und doch wird der Tod Jesu - in all seiner Abgründigkeit - seit 2000 Jahren von Christinnen und Christen als etwas Positives verstanden. Als Tod, durch den andere - wir - leben. Die in diesem Buch gesammelten Vorschläge für Gottesdienste in der Passionszeit folgen dieser Auslegungstradition, auch wenn sie den Akzent durchaus unterschiedlich setzen - es gibt viele Zugänge zur Passion und zum Kreuz Jesu.

Autorenportrait

Christian Schwarz, geb. 1964, Dr. theol., Gemeindepfarrer in Aglasterhausen bei Heidelberg; Vorsitzender der Liturgischen Kommission Baden; Herausgeber von Gottesdienst Praxis Serie B. Engagement in der Beratung für neue Gottesdienstformen.

Leseprobe

Das Opfer als Voraussetzung für Erlösung Gedanken zu drei Beispielen aus Kinder- und Jugendliteratur Ulrich Tietze Die Passionsgeschichte Jesu ist, soweit Menschen sich außerhalb der Kirchen überhaupt noch damit beschäftigen, unter verschiedenen Aspekten in die Diskussion geraten, vielleicht mehr als in früheren Zeiten. Im vergangenen Jahr gab es eine Veröffentlichung der EKD, die mit Recht Empörung hervorrief: die unselige Frage nach der "Schuld der Juden am Tode Jesu" wurde dort anhand der synoptischen Berichte erörtert und im Wesentlichen so beantwortet, dass die Juden letztlich den Tod Jesu zu verantworten hätten und Pilatus weithin freizusprechen sei - eine Behauptung, die längst erledigt schien (zumindest in jenen theologischen Kreisen, die sich der historisch-kritischen Forschung verpflichtet wissen und von ihr her versuchen, die Geschichte und die Botschaft Jesu in differenzierter Form in unsere Zeit hineinzutragen) und deren positive Beantwortung zu unseligen Folgen im Verlauf der Kirchengeschichte führte. Es mag ungeklärt sein und bleiben, ob und inwieweit Jesus selbst seinen Tod als Voraussetzung für Erlösung und positive Gottesbeziehung von Menschen ansah. Vielleicht ist es an der Zeit, die Kreuzigung des Nazareners mehr als Folge seines Lebens zu betrachten - als den Versuch von der Seite der damals Mächtigen her, einen unbequemen Prediger und Bolen der Liebe Gottes auszuschalten. Ob der Mensch gegenwärtig mehr nach Autarkie sucht und fragt als früher, wird kaum allgemein beantwortbar sein. Dass aber Menschen auch außerhalb der biblischen Botschaft und neben ihr eigene Antworten suchen, lässt sich zunehmend weniger bestreiten. Könnte es hilfreich sein, die Fragen nach Leiden, Opfer und Erlösung weniger in Form "historischer" Feststellungen und Behauptungen über den Weg Jesu zu beantworten, sondern eher durch Heranziehung existenzieller Erfahrungen aus Leben und Literatur? "Gott schuf den Menschen, weil er Geschichten liebt", sagte einmal eine Freundin - zu ergänzen wäre vielleicht: erlebte und erdachte. Ich möchte an dieser Stelle auf drei Geschichten eingehen, die formal wie inhaltlich sehr verschieden sind, aber doch eine Schnittstelle aufweisen: die Voraussetzung erfahrener Erlösung bzw. Befreiung von Schuld durch das Opfer. Ich wähl e dazu die einfache Nacherzählung und verzichte darauf, meine Deutungen einzubeziehen. An das Ende der jeweiligen Darstellung stelle ich dann Deutungsversuche. Mein Wunsch ist es, dass wir solche und andere Geschichten (wieder-)entdecken und dadurch Schritt für Schritt zu einer neuen "Theologie des Erzählens" kommen, die mir oft hilfreicher erscheint als eine primär argumentieren de. Das Opfer als Gewährleistung des Glücks anderer Das erste Beispiel ist Astrid Lindgrens Märchen "Klingt meine Linde" (Zitate nach: Astrid Lindgren, Märchen, Stuttgart 1978, 273-287). Die Hauptfigur darin ist das Mädchen Malin, das im Armenhaus lebt. Mehrere Märchen Lindgrens beginnen mit dem Satz "Vor langer Zeit, in den Tagen der Armut." - vielleicht von größerer Aktualität auch für die Situation vieler Menschen in unserem Land, als wir uns eingestehen wollen. Malin kommt mit acht Jahren ins Armenhaus; an einen Ort, der für kein Kind wünschenswert ist. "Kein Hopsen und Hüpfen, kein Toben und Tollen, das wollen wir hier nicht haben", wird ihr gesagt. Es ist eine Art der Verlorenen, und sie weiß nicht, "wie sie es ertragen sollte, hier zu leben, wo es nichts Schönes gab und keine Freude." Es ist dort "so hässlich, dass man weinen konnte, und vor dem Fenster lag nur ein karger Kartoffelacker, da war kein Maiglöckchenwald und kein blühender Apfelbaum." Niemand hat dort ein eigenes Bett, jedes Kind, jeder Erwachsene dort muss sich die Schlafstelle mit jemand anderem teilen. Die Armut ist allgegenwärtig und führt nicht zum Zusammenhalt der Menschen, sondern verstärkt Eifersucht, Neid und Streit: am Morgen "erwachten die Alten, einer nach dem anderen, und zeterten und zankten, wer sich zue Leseprobe