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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783312003822
Sprache: Deutsch
Umfang: 157 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 21 x 13.3 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Ein Mann durchlebt noch einmal die Sommerferien, die er als Junge in Genua verbrachte, umsorgt von einer geheimnisvollen jungen Frau, die ihm nur schattenhaft in Erinnerung geblieben ist. Nun versucht er herauszufinden, wer diese Frau war und was damals wirklich geschah. Dabei verführt die Prosa Bruno Steigers einmal mehr zu einem abgründigen Lesevergnügen.

Autorenportrait

Bruno Steiger, geboren 1946 in Zürich, wo er heute lebt, ist Schriftsteller, Kritiker und Essayist, unter anderem für die Neue Zürcher Zeitung und die Zeitschrift für Kultur du. Er wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der Schweizerischen Schillerstiftung.  

Leseprobe

Auch die paar Stunden ungetrübten Ferienglücks, die mir in meinem bisherigen Leben zuteil wurden, liegen lange zurück. Zu verdanken habe ich sie ebenfalls der Dienerin. Nachmittagsstunden waren es, verbracht auf langen Fahrten durch die in der Sommerhitze brütende Stadt. Wir gingen zur Piazza dei Ferrari hoch, bestiegen den erstbesten Bus, nur keine Fußmärsche, sagte sie; meiner Abneigung gegen alles Spaziergangähnliche ist sie immer mit denkbar großem Verständnis begegnet. Nach drei, vier Stationen wurde auf eine andere Linie gewechselt, die Fahrt zu einer Endstation kam selten zustande, noch seltener, dass wir uns daselbst zum Aussteigen entschließen konnten. Wir blieben einfach sitzen, halbstundenlang zuweilen und immer auf der hintersten Bank, melde dich, wenn du austreten musst, sagte die Dienerin und erzählte weiter. Ich habe mir solches Melden stets verkniffen; zu sehr war ich gebannt von all den Geschichten über die Stadt, die sie zu erzählen wusste. Die Frage, ob es sich um wahre Geschichten handelte, stellte ich mir nie, sie wird schon wissen, wieso sie mir das erzählt, sagte ich mir, und wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprechen sollte, ist es zumindest auf eine Weise erschwindelt, der Glaubwürdigkeit nur abträglich wäre. Gerade mal gegen ihre Behauptung, die Entdeckung Amerikas gehe auf einen genuesischen Seefahrer zurück, wagte ich Einspruch zu erheben. Soviel ich weiß, ist Genua als Geburtsort nicht nachgewiesen, sagte ich an lässlich unserer zweiten oder dritten Bustour. Mit dieser Meinung stehst du aber ziemlich allein da, lautete die unwirsche Antwort, aber zu grämen brauche ich mich deswegen nicht, in meinem Alter sei das normal. Weitaus am meisten Vergnügen bereiteten mir die Fahrten mit den Aufzügen, die noch heute das spektakulärste öffentliche Verkehrsmittel der Stadt bilden. Die von Touristen aus aller Herren Länder verstopften Großraumlifts zum Belvedere oder zum Castello d'Alberti haben wir stets gemieden, wir hielten uns an die weniger bekannten, häufig uralten Aufzüge an den nordöstlichen Hängen der Stadt. Kurze Fahrten waren es zumeist, nicht wenige von mir sogleich als hochriskant eingeschätzt. Ja, sagte meine Mitfahrerin, es handelt sich um das älteste und vielleicht tatsächlich gefährlichste vertikale Fortbewegungsmittel der Welt, ebenso von einem Genueser erfunden übrigens wie die mit Frischkäse, Tomaten und Oliven belegten und im Spezialofen gebackenen Fladen aus Hefeteig, die mehr und mehr in Mode kommen und über kurz oder lang zum Hauptnahrungsmittel gerade von Menschen wie dir werden dürften. Leseprobe

Schlagzeile

Jeder Urlaub ist ein kleiner Tod

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